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Atemwegsmanagement: ein Leitfaden

Eine verletzte Person liegt auf dem Boden und wird künstlich beatmet. Ein Rettungsteam nutzt ein Beatmungsgerät, um die Person zu versorgen.

Atemwegsmanagement ist eine der Kernkompetenzen in der Notfallmedizin. Denn ohne offene und gesicherte Atemwege ist weder eine effektive Ventilation noch ein adäquater Gasaustausch gewährleistet. Um die pulmonale Oxygenierung sicherzustellen und die Inzidenz von Hypoxie-assoziierten Komplikationen, einer erhöhten Mortalität sowie potenziellen Sekundärschäden zu reduzieren, kommen moderne Ansätze zum Einsatz. Diese stützen sich auf evidenzbasierte Leitlinien, die eine praxisorientierte Anwendung fördern.

In diesem Artikel erfahren Sie alles Wichtige rund um das Atemwegsmanagement: von der klaren Definition über die wesentlichen Indikationsbereiche bis hin zu den zentralen Maßnahmen zur Sicherung der Atemwege.

Definition des Atemwegsmanagements

Atemwegsmanagement (Englisch: Airway Management), auch als Atemwegssicherung bezeichnet, umfasst sämtliche Maßnahmen, die darauf abzielen, die Durchgängigkeit der Atemwege sicherzustellen und eine suffiziente Spontanatmung oder externe Beatmung zu gewährleisten.

Primäres Ziel ist die Aufrechterhaltung der Ventilation und eine optimale Sauerstoffversorgung – insbesondere dann, wenn die Spontanatmung gestört ist. Das ist häufig bei Notfällen, schweren Verletzungen oder perioperativen Phasen der Fall.

S1-Leitlinie Atemwegsmanagement

Die S1-Leitlinie Atemwegsmanagement 2023 der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI)1 betont, dass eine zeitnahe, präzise und an den klinischen Kontext angepasste Atemwegssicherung entscheidend ist. Sie dient als evidenzbasierte Handlungsorientierung für medizinisches Fachpersonal, um geeignete Techniken und Strategien für die Atemwegssicherung in diversen klinischen Einsatzszenarien sicher und effektiv anzuwenden. Der Fokus liegt hierbei auf der Reduktion potenzieller Komplikationen sowie der Maximierung der Überlebenswahrscheinlichkeit und der patientenspezifischen Versorgungsqualität.

Indikationen

Das Atemwegsmanagement spielt eine zentrale Rolle in der Notfallmedizin, im Rettungsdienst, in der Intensivmedizin und Anästhesie, da es die Grundlage für eine suffiziente Oxygenierung und Ventilation bildet. 

Im präklinischen Kontext ist ein effektives Atemwegsmanagement bei der Reanimation, Notfallnarkose oder schweren Traumata oft entscheidend für das Überleben von Patientinnen und Patienten.

Zu den wichtigsten Indikationen gehören:

Respiratorische Insuffizienz:
Bei der respiratorischen Insuffizienz ist die Lunge nicht in der Lage, eine adäquate Sauerstoffversorgung des Körpers (Hypoxämie) sicherzustellen oder überschüssiges Kohlendioxid effektiv abzuführen (Hyperkapnie). 

Aspirationsgefahr/Risiko einer Atemwegsverlegung:
Bei Patientinnen und Patienten mit erhöhtem Risiko für Aspiration, beispielsweise durch Nahrungsmittel, Flüssigkeiten oder Erbrochenes, besteht eine akute Gefahr der Atemwegsobstruktion. Das Atemwegsmanagement verhindert eine Blockade der Luftwege durch Fremdkörper oder aspirierte Materialien und minimiert damit das Risiko schwerwiegender pulmonaler Komplikationen wie einer Aspirationspneumonie.

Traumatische Verletzung des Kopfes und der oberen Atemwege:
Traumata im Kopf-Hals-Bereich, wie Frakturen des Gesichtsschädels oder Schwellungen der oberen Atemwege, können die Atmung erheblich beeinträchtigen. 

Maßnahmen des Atemwegsmanagements

Im Atemwegsmanagement gibt es verschiedene Maßnahmen, um die Atemwege zu sichern und eine ungehinderte Atmung zu ermöglichen. Diese reichen von grundlegenden manuellen Techniken bis hin zu invasiven Verfahren und werden je nach klinischer Situation und Dringlichkeit ausgewählt.

Zu den häufig genutzten Methoden gehören der Kreuzgriff,  bei dem mit Hilfe von Daumen und Zeige- oder Mittelfinger der Mundraum geöffnet wird, um die Atemwege zu öffnen, sowie die Kopfüberstreckung (HTCL-Manöver, engl. für “head tilt and chin lift”), bei der der Kopf der Person nach hinten geneigt wird, um den Luftweg freizumachen – insbesondere bei Bewusstlosen ohne Verdacht auf Wirbelsäulenverletzung.

Der  Esmarch-Handgriff hält hingegen den Luftweg offen, ohne die Halswirbelsäule zu gefährden. Sie ist besonders wertvoll bei Patientinnen und Patienten, bei denen eine HWS-Verletzung vermutet wird.

Neben der Sicherstellung freier Atemwege ist es auch wichtig, die Atemwege konstant freizuhalten. In vielen Fällen kommt hier die stabile Seitenlage als Lagerungstechnik zum Einsatz, insbesondere wenn eine künstliche Beatmung nicht möglich oder erforderlich ist. Sie verhindert Aspiration von Erbrochenem oder Flüssigkeiten und sorgt für eine temporäre Durchgängigkeit der Atemwege. Wenn die Atemwege durch Sekrete, Blut oder Fremdkörper blockiert sind, wird eine Atemwegsabsaugung durchgeführt.

Je nach Schwere der Atemwegserkrankung finden nicht-invasive Beatmungsmaßnahmen durch Beatmungsgeräte oder invasive Techniken, wie die Intubation, Anwendung. Die Wahl der Methode hängt von der Dringlichkeit und dem Zustand der Patientin oder des Patienten ab.

Beatmung mit ungesichertem Atemweg

Bei einem ungesicherten Atemweg erfolgen keine direkten Eingriffe in die Atemwege. 

Beutel-Maskenbeatmung

Ein klassisches Beispiel dafür ist die manuelle Maskenbeatmung (Bag-Valve-Mask Ventilation, BVMV), bei der ein Beatmungsbeutel mit Beatmungsmaske verwendet wird, um durch Kompression des Beutels Sauerstoff in die Lunge zu insufflieren.

Sie wird vor allem zu Beginn einer Beatmung eingesetzt. Eine Studie zeigte jedoch, dass Patientinnen und Patienten, die unter Reanimation mit BVM behandelt wurden, eine geringere ROSC-Rate und Überlebensrate im Vergleich zu denen mit Trachealtubus und supraglottischer Atemwegssicherung aufwiesen.2

Zudem zeigt die BVMV bei längeren Transportzeiten oder schwerwiegenden Atemwegserkrankungen Einschränkungen in ihrer Effektivität und Beatmung. Diese Technik erzielte bei längeren Transporten weniger erfolgreiche Ergebnisse als eine endotracheale Intubation (ETI).3

Invasive Atemwegssicherung

Bei der invasiven Atemwegssicherung werden Atemwegshilfsmittel eingesetzt, um den Atemweg direkt zu sichern. Die invasive Beatmung ist essenziell bei schwerem Atemstillstand oder unzureichender Masken-Beatmung.

Trachealtubus (Goldstandard)

Der Trachealtubus gilt als der Goldstandard in der Atemwegssicherung. Dabei wird ein Tubus direkt über Mund oder Nase in die Luftröhre eingeführt. Am Ende des Tubus befindet sich ein Cuff, der als Schutz vor Aspiration dient. 

Studien belegen, dass der Trachealtubus im Vergleich zu anderen Methoden signifikant bessere Ergebnisse bei der Sauerstoffversorgung und Beatmung erzielt, insbesondere bei längeren Transportzeiten.4 Er führt auch zu höheren ROSC-Raten und einer besseren Überlebensrate bei der Reanimation.5

Die Intubation birgt jedoch auch Risiken, da die Erfolgsraten in Studien stark variieren (51–98 %) und somit die Ergebnisse mit Vorsicht interpretiert werden sollten.6 Eine Studie zeigte außerdem, dass es keinen signifikanten Unterschied in den neurologisch günstigen Überlebensraten zwischen der endotrachealen Intubation und den Patientinnen und Patienten gab, die mit der Beutel-Ventil-Masken-Beatmung behandelt wurden.7

Supraglottische/extraglottische Atemwegssicherung

Wenn die endotracheale Intubation schwierig oder zeitlich nicht umsetzbar ist, können supraglottische bzw. extraglottische Atemwegssicherungen eine sinnvolle Alternative sein. Diese Atemwegshilfsmittel werden oberhalb der Luftröhre platziert, um den Atemweg offenzuhalten. 

Sie sind schneller zu platzieren und erfordern weniger Erfahrung als ein Trachealtubus. Allerdings bieten sie keinen zuverlässigen Schutz gegen Magenüberblähung und Aspiration, insbesondere im Rahmen der Notfallbeatmung. Zu den gängigen Airway Devices der supraglottischen Atemwegssicherung gehören:

Larynxtubus

Der Larynxtubus hat zwei Manschetten. Eine große Manschette dichtet den Nasen-Rachen-Raum ab, während eine kleinere den Eingang der Speiseröhre verschließt. 

Standard Larynxmaske (LMA)

Die Larynxmaske, auch Kehlkopfmaske genannt, ist eine Maske mit aufblasbarem, ovalem oder tropfenförmigem Aufsatz am Ende und einem Ventil zur Regulation des Cuffs. Sie wird vor den Kehlkopf gestülpt. 

i-gel Larynxmaske

Diese Weiterentwicklung der Larynxmaske besitzt eine nicht aufblasbare Abdichtung, die sich aufgrund ihrer gelartigen Beschaffenheit genau über den Kehlkopf legt und Kompressions- und Verlagerungstraumata minimiert. 

Larynxtubus, Larynxmaske und i-gel bieten sich als alternative Notfallatemwege an. Bei schwierigen Bedingungen, wenn Maskenbeatmung und endotracheale Intubation nicht möglich sind, können diese Methoden eine Alternative sein. 

Eine Studie zeigt, dass die supraglottische Atemwegssicherung im Vergleich zur BVM bei Reanimationspatientinnen und -patienten eine höhere ROSC-Rate erzielt.8

Die supraglottische Atemwegssicherung zeigt jedoch geringere positive Auswirkungen auf das langfristige Überleben und weist auch neurologisch ungünstigere Ergebnisse auf im Vergleich zur endotrachealen Intubation.9 Zudem wurde festgestellt, dass die Beatmung mit supraglottischen oder extraglottischen Atemwegssicherungen nicht immer optimal ist, was die Luftzufuhr in komplexen Notfallsituationen beeinträchtigen kann.10

Hybride Lösung

Wenn eine direkte Intubation zunächst nicht möglich ist, dient die supraglottische Atemwegssicherung (z. B. Larynxmaske, Larynxtubus) als temporäre Maßnahme, um Zeit zu gewinnen und die Voraussetzungen für eine Intubation zu schaffen. Sobald die Situation stabilisiert ist, erfolgt eine Umintubation zum Trachealtubus, um eine langfristige Sicherung des Atemwegs und eine optimale Beatmung zu gewährleisten.

Koniotomie/Tracheotomie

Bei Versagen herkömmlicher Maßnahmen sind die Koniotomie als Notfalleingriff bzw. die Tracheotomie als chirurgischer Eingriff lebensrettende Maßnahmen. Diese schaffen einen direkten Zugang zur Trachea, sind jedoch risikoreich und erfordern hochqualifiziertes Personal.

Atemwegssicherung bei schwierigem Atemweg

Ein schwieriger Atemweg liegt vor, wenn bei der Atemwegssicherung unerwartete oder vorhersehbare Komplikationen auftreten, die die Anwendung standardisierter Techniken wie Maskenbeatmung oder endotracheale Intubation erheblich erschweren oder unmöglich machen.

Dies kann durch anatomische Anomalien (z. B. Makroglossie, Retrognathie), pathologische Veränderungen (z. B. Tumore, Ödeme, Traumata) oder funktionelle Einschränkungen (z. B. reduzierte Mundöffnung, eingeschränkte Halswirbelsäulenbeweglichkeit) bedingt sein. 

Bei einem antizipierten, schwierigen Atemweg ist eine sorgfältige präoperative Evaluation essenziell, z. B. mittels Mallampati-Score oder Cormack-Lehane-Klassifikation. Alternativstrategien sollten vorab definiert und entsprechende Geräte (z. B. Videolaryngoskop, flexible Intubationsendoskope) bereitgestellt werden.

In akuten Notfallsituationen oder bei unerwarteten Schwierigkeiten ist ein strukturiertes Vorgehen gemäß Algorithmen wie dem Difficult Airway Algorithm essenziell.11

Atemwegsmanagement mit WEINMANN

Das Freimachen und Sichern der Atemwege sind wichtige Maßnahmen im Atemwegsmanagement. 

Mit dem tragbaren Absauggerät ACCUVAC Pro bietet WEINMANN eine leistungsstarke und zugleich intuitive Lösung. Dank seiner hohen Saugleistung und einfachem Handling ermöglicht es eine schnelle und effektive Entfernung von Sekreten, Blut oder Fremdkörpern – sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern. Mit 4 individuell einstellbaren Saugstufen ist  ACCUVAC Pro sowohl in Rettungsfahrzeugen als auch in prekären Umgebungen ein unverzichtbarer Begleiter.

Zusätzlich bieten unsere Beatmungsgeräte MEDUMAT Standard² und MEDUVENT Standard vielseitige Lösungen für die invasive und nicht-invasive Beatmung in Notfallsituationen. Sie lassen sich mit einer Vielzahl von Atemwegshilfen kombinieren, damit Rettungskräfte schnell und flexibel auf die individuellen Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten reagieren können. 

MEDUMAT Standard²

Mit einem integrierten RSI-Modus (Rapid Sequence Induction) bietet das Gerät eine sichere und kontrollierte Beatmung bei der medikamentösen Narkoseeinleitung. Die manuelle Beatmung mittels MEDUtrigger unterstützt den Einsatz verschiedenster Airway Devices. 

MEDUVENT Standard

Besonders in Extremsituationen punktet dieses Gerät mit bis zu 7,5 Stunden autarker Beatmung ohne externe Druckgasversorgung. Damit ist es perfekt für Einsätze in abgelegenen Gebieten oder bei logistisch anspruchsvollen Gegebenheiten geeignet. Auch hier unterstützt der manuelle Modus mittels MEDUtrigger den Einsatz verschiedenster Airway Devices.

In Notfallsituationen kommt es auf die richtige Technik an: Geräte wie MEDUMAT Standard² und MEDUVENT Standard sichern präzise die Atemwege, verhindern Komplikationen und gewährleisten eine optimale Sauerstoffversorgung, selbst unter extremen Bedingungen. Beide Geräte maximieren die Patientensicherheit durch intuitive Bedienung und umfassende Überwachungsfunktionen. 

WEINMANN bietet Ihnen nicht nur modernste Medizintechnik, sondern auch umfassende Beratung. Unser Expertenteam steht Ihnen zur Seite, um die passende Lösung für Ihre spezifischen Anforderungen zu finden. Buchen Sie noch heute einen Termin für eine persönliche Beratung und profitieren Sie von unserer Expertise.

Kundenservice

Kundenservice

1 https://register.awmf.org/assets/guidelines/001-028l_S1_Atemwegsmanagement_2023-09.pdf

2 Tang et al., Outcome of Cardiopulmonary Resuscitation with Different Ventilation Modes in Adults: A Meta-Analysis (2022).

3 Song et al., Association Between Prehospital Airway Type and Oxygenation and Ventilation in Out-of-Hospital Cardiac Arrest (2023).

4 Song et al., Association Between Prehospital Airway Type and Oxygenation and Ventilation in Out-of-Hospital Cardiac Arrest (2023).

5 Tang et al., Outcome of Cardiopulmonary Resuscitation with Different Ventilation Modes in Adults: A Meta-Analysis (2022).

6 Wang, Wei, Xiaojing Zhang, Minqiang Liu, and Xue Han. "Comparing Effectiveness of Initial Airway Interventions for Out-of-Hospital Cardiac Arrest: A Systematic Review and Network Meta-analysis of Clinical Controlled Trials.”

7 Jung, Eunjung, Hyeon-Ju Kim, Hyeong-Joon Lee, et al. "Association of Prehospital Airway Management Technique with Survival Outcomes of Out-of-Hospital Cardiac Arrest Patients.”

8 Wang, Wei, Xiaojing Zhang, Minqiang Liu, and Xue Han. "Comparing Effectiveness of Initial Airway Interventions for Out-of-Hospital Cardiac Arrest: A Systematic Review and Network Meta-analysis of Clinical Controlled Trials.”

9 Jung, Eunjung, Hyeon-Ju Kim, Hyeong-Joon Lee, et al. "Association of Prehospital Airway Management Technique with Survival Outcomes of Out-of-Hospital Cardiac Arrest Patients.”

10 Song et al., Association Between Prehospital Airway Type and Oxygenation and Ventilation in Out-of-Hospital Cardiac Arrest (2023).

11 https://das.uk.com/guidelines/das_intubation_guidelines/