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Nicht-invasive Beatmung (NIV)

Nicht-invasive Beatmung

Bei der nicht-invasiven Beatmung hält ein nicht-invasives Beatmungsgerät einen kontinuierlichen positiven Druck in der Lunge aufrecht. Durch den positiven Druck kann die Sauerstoffaufnahme erhöht und die Abatmung von CO₂ unterstützt werden.

Definition: Was ist die nicht-invasive Beatmung (NIV)?

Die NIV-Beatmung – also die nicht-invasive Beatmung oder Ventilation – ist eine Form der Atemtherapie für Patientinnen und Patienten, die Schwierigkeiten haben, ausreichend Sauerstoff aufzunehmen oder Kohlendioxid abzugeben. Sie ist ein Verfahren zur Unterstützung der Atmung, die ohne eine Sicherung der Atemwege auskommt.

Unterschied zwischen der invasiven und der nicht-invasiven Beatmung

Im Gegensatz zur invasiven Beatmung, bei der ein Tubus oder eine supraglottische Atemwegshilfe für das Atemwegsmanagement in die Trachea eingeführt wird, wird bei der NIV-Beatmung i.d.R. eine Mund-/ Nasenmaske verwendet, die sich dem Gesicht der Patientin oder des Patienten anpasst.

Indikationen der NIV-Beatmung

Die nicht-invasive Beatmung kann bei verschiedenen Atemwegserkrankungen eingesetzt werden, wie zum Beispiel: 

  • (Exazerbierte) chronisch obstruktive Lungenerkrankungen (COPD)
  • Akutes Lungenversagen
  • Kardiales Lungenödem
  • Asthma
  • Kohlenmonoxidvergiftung

Kontraindikationen

Die NIV-Beatmung ist nicht für alle Patientengruppen geeignet. Zu den wichtigsten, absoluten Kontraindikationen gehören:

  • Schwere Bewusstseinsstörungen (z. B. nicht-hyperkapnisches Koma), da die Schutzreflexe (z. B. Hustenreflex) fehlen und das Aspirationsrisiko steigt.¹
  • Nicht vorhandene Spontanatmung oder Schnappatmung, da in diesen Fällen eine invasive Beatmung erforderlich ist.
  • Fixierte oder funktionelle Verlegung der Atemwege, da die NIV-Beatmung dabei den Luftfluss über die Blockade hinweg nicht gewährleisten kann.²
  • Gastrointestinale Blutung oder Ileus.

Vorteile der NIV-Beatmung

Die NIV-Beatmung hat den Vorteil, dass sie ohne die invasive Maßnahme einer Intubation auskommt. Aufgrund ihrer geringen Invasivität kann eine frühe außerklinische Anwendung, etwa bei der Behandlung einer akuten respiratorischen Insuffizienz, die Intubationsrate und die Sterblichkeit verringern3 und damit das Risiko von Komplikationen, z. B. durch Sedierung, reduzieren. 

Da keine invasiven Eingriffe in die Atemwege nötig sind, ist außerdem die Wahrscheinlichkeit von Infektionen oder einer Ventilator-assoziierten Pneumonie (VAP) deutlich geringer.4

Selbst bei kurzer Entfernung zum Krankenhaus ist die frühe nicht-invasive Beatmung sinnvoll.5 Die präklinische Anwendung verbessert das Patientenoutcome6 und hilft, Patientinnen und Patienten stabil zu halten, indem sie eine Hypoxie oder Hyperkapnie bereits frühzeitig korrigiert.7

Risiken der NIV-Beatmung

Die NIV-Beatmung ist eine effektive Methode zur Behandlung bei akutem oder chronischem Atemversagen und bietet einige Vorteile gegenüber der invasiven Beatmung. Dennoch birgt auch die NIV spezifische Risiken und mögliche Komplikationen, die bei der Anwendung berücksichtigt werden müssen.

Zum einen besteht das Risiko von Magenblähungen (Aerophagie), die Übelkeit oder gar Erbrechen auslösen können. In seltenen Fällen droht dabei eine Aspiration von Mageninhalt.8

Zum anderen kann es zu trockenen Atemwegen und Sekretretention kommen, die durch den Luftstrom entstehen und bei vorgeschädigter Lunge das Risiko eines Pneumothorax erhöhen können. 9

Die Formen der nicht-invasiven Beatmung der WEINMANN-Geräte

Alle WEINMANN-Beatmungsgeräte bieten die Möglichkeit der NIV-Beatmung: Die WEINMANN NIV-Geräte MEDUMAT Standard² und MEDUVENT Standard bieten dementsprechend folgende Formen der NIV-Beatmung:

  • CPAP (Continuous Positive Airway Pressure)
  • CPAP + ASB (Continuous Positive Airway Pressure + Assisted Spontaneous Breathing)
  • BiLevel + ASB, aPCV (Assisted Pressure Control Ventilation) und PCV (Pressure Control Ventilation)
NIV Diagramm mit Kurve

Continuous Positive Airway Pressure (CPAP) 

Eine der häufigsten Formen von nicht-invasiver Beatmung ist die kontinuierliche positive Atemwegsdrucktherapie„Continuous Positive Airway Pressure“ (CPAP)

Bei der CPAP-Therapie wird durchgehend ein positiver Atemwegsdruck aufrechterhalten. CPAP kann im Fall eines kardialen Lungenödems oder bei chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) eingesetzt werden. Ebenso kann die CPAP-Therapie bei einer Rauchgasintoxikation das Kohlenmonoxid (CO) schneller eliminieren als eine reine Sauerstoffinhalation.10

Der Einstellwert CPAP/PEEP dient der Erhöhung des Druckniveaus der Atmung zur Erhöhung der funktionellen Residualkapazität (FRC) spontanatmender Patienten und Patientinnen. Diese sind in der Lage, auf dem abgegebenen Druckniveau ohne jegliche Einschränkungen spontan zu atmen. Der Modus CPAP findet ausschließlich Verwendung bei Patienten und Patientinnen mit ausreichender Spontanatmung. 

NIV Diagramm CPAP+ ASB

CPAP mit Assisted Spontaneous Breathing (ASB)

Die assistierte Spontanatmung„Assisted Spontaneous Breathing“ (ASB) ist eine weitere nicht-invasive Beatmungsform. Sie unterstützt Patienten und Patientinnen, die spontan atmen können, aber aufgrund von Atemnot oder Atemmuskelschwäche Schwierigkeiten haben, ausreichend Sauerstoff aufzunehmen und/oder CO2 abzugeben. Bei der Kombination von CPAP mit ASB wird im Moment der Inspiration automatisch eine Druckunterstützung durch das Beatmungsgerät zugeschaltet.

CPAP mit Druckunterstützung (ASB) kann bei verschiedenen Erkrankungen und Zuständen eingesetzt werden, wie bei exazerbierter COPD, akuter Atemnot oder Herzinsuffizienz.11

Kurvendiagramm zum BiLevel + ASB-Modus

BiLevel + ASB oder BiPAP 

BIPAP (Biphasic Positive Airway Pressure), auch bekannt als BiLevel, ist eine nicht-invasive Form der Atemwegsunterstützung, bei der ein Gerät zwei unterschiedliche Atemwegsdrücke erzeugt: einen höheren Druck während der Einatmung (inspiratorischer Druck) und einen niedrigeren Druck während der Ausatmung (exisparotischer Druck). 

BIPAP bzw. BiLevel wird häufig in Kombination mit einer einstellbaren Druckunterstützung (ASB) angewendet. Der Modus der zweistufigen Überdruckbeatmung zusammen mit ASB (BiLevel + ASB) ermöglicht eine druckkontrollierte Ventilation in Kombination mit freier Spontanatmung und einstellbarer Druckunterstützung. Dieser Modus ist sowohl für Patienten und Patientinnen mit als auch ohne Spontanatmung anwendbar. Während eines vordefinierten Triggerfensters löst der:die Patient:in einen druckkontrollierten Atemzug aus. Ansonsten kann spontan oder mit Druckunterstützung geatmet werden.  

Bei akutem Lungenversagen oder exazerbierter COPD kann BiLevel indiziert sein.12

Diagramm mit PCV-Kurve

Pressure Control Ventilation (PCV)/Assisted Pressure Control Ventilation (aPCV) 

Die druckkontrollierte Beatmung ist eine weitere Form der nicht-invasiven Beatmung. Der PCV-Modus ermöglicht eine druckkontrollierte Ventilation mit festen Druckniveaus für Patienten und Patientinnen mit oder ohne Spontanatmung. Bei einer Spontanatmung kann während der Ausatmung frei geatmet werden. 

Kurvendiagramm zum aPCV Modus

Der Modus aPCV ermöglicht eine assistierte, druckkontrollierte Ventilation mit einer vorgegebenen Atemfrequenz. Bei Spontanatmung kann die Patientin oder der Patient die Frequenz erhöhen und die Beatmung wird mit der Atmung synchronisiert. 

Nicht-invasive Beatmung mit MEDUVENT Standard

Unser Video zeigt, wie NIV effektiv Atemunterstützung bietet, die Risiken minimiert und zur schnellen Erholung der Patientinnen und Patienten beiträgt. Ideal für Anwende:innen in der Atemtherapie und Notfallmedizin, die nach innovativen Lösungen suchen. 

Mehr Produktinformationen:

Die Modi zur Sauerstofftherapie von WEINMANN als Lösung

Atemwegsmanagement und Beatmung gehören zu den wichtigsten, aber auch anspruchsvollsten Maßnahmen im Rettungsdienst.

Eine Sauerstofftherapie, bei der die Patientin oder der Patient ohne Beatmungsunterstützung Sauerstoff über eine Maske oder Sauerstoffbrille inhaliert, ist bei MEDUMAT Standard² möglich. Mit der Demand-Funktion wird bei der Inhalation Sauerstoff gespart, da der Sauerstoff ausschließlich bei der Einatmung zugeführt wird.

Mehr Produktinformationen:

Demandflow-Modus für die Sauerstofftherapie

Rettungskraft betätigt MEDUMAT Easy<sup>CPR</sup>

Im Demandflow-Modus schaltet MEDUMAT Standard2 auf atemgesteuerte O2-Inhalation. Die Inhalation kann mit einer Beatmungsmaske durchgeführt werden. Durch einen geringen Einatem-(Trigger-) Impuls fließt so lange Sauerstoff, bis ein leichter Überdruck den Flow unterbricht und die Exspiration über das Patientenventil erfolgt. Dadurch wird bei der Inhalation Sauerstoff gespart, da der Sauerstoff ausschließlich bei der Einatmung zugeführt wird. 

1 Mehta, S., & Hill, N. S. (2001). American Journal of Respiratory and Critical Care Medicine, 163(2), 540-577.

2www.thieme-connect.com/products/ejournals/pdf/10.1055/a-0760-7092.pdf

3 Goodacre S et al.: Prehospital noninvasive ventilation for acute respiratory failure: systematic review, network meta-analysis and individual patient data meta-analysis. Acad Emerg Med 21: 960-970, 2014

4 https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/fileadmin/medizinische_klinik/Abteilung_4/pdf/Notarztkongress_5/08_Schulze-Schleithoff_NIV.pdf

5 Hensel M et al.: Prehospital non invasive ventilation in acute respiratory failure is justified even if the distance to hospital is short. Multicenter, prospective, observational study, 2019

6 Bourdarias, J. P., Meignan, M., Huchon, G. J., et al. (2001). Noninvasive ventilation in the prehospital setting for acute respiratory failure. Intensive Care Medicine, 27(11), 1789-1795.

7 Brochard, L., Mancebo, J., Wysocki, M., et al. (1995). Noninvasive ventilation for acute exacerbations of chronic obstructive pulmonary disease. New England Journal of Medicine, 333(13), 817-822.

8 Chandra, D., & Kacmarek, R. M. (2012). Noninvasive positive pressure ventilation. Chest, 142(6), 1701-1711.

9 https://register.awmf.org/assets/guidelines/020-004l_Nichtinvasive-Beatmung-Therapie-akute-respiratorische-Insuffizienz_2024-01.pdf?utm_source=chatgpt.com

10 Caglar B et al: The Impact of Treatment with Continuous Positive Airway Pressure on Acute Carbon Monoxide Poisoning. Prehosp Disaster Med Dec: 588-591, 2019.

11 Rochwerg B et al.: Official ERS/ATS clinical practice guidelines:noninvasive ventilation for acute respiratory failure. Guideline, 2017

12 Rochwerg B et al.: Official ERS/ATS clinical practice guidelines:noninvasive ventilation for acute respiratory failure. Guideline, 2017