Beatmung bei der Reanimation
Die Beatmung bei der Reanimation kann über Leben und Tod entscheiden. Ihre Bedeutung wurde lange Zeit im Vergleich zur Herzdruckmassage unterschätzt. Mittlerweile herrscht jedoch ein breiter Konsens darüber, dass die Beatmung einen essenziellen Bestandteil der Wiederbelebung darstellt und keinesfalls vernachlässigt werden darf.1
Trotz dieser Erkenntnis bleibt die adäquate Durchführung der Beatmung bei der Reanimation eine Herausforderung. Eine 2020 in den USA durchgeführte Untersuchung hat gezeigt, dass nur 3 von 106 Rettungsteams eine leitlinienkonforme Beatmung während der simulierten Reanimation gewährleisten konnten.2
3/106 Notfallteams konnten eine leitlinienkonforme Beatmung während der Reanimation gewährleisten
In diesem Kontext bieten die Beatmungsgeräte von WEINMANN eine verlässliche Unterstützung bei der kardiopulmonalen Reanimation. Dank der einfachen Handhabung gewährleisten sie eine schnelle Hilfe im Wettlauf gegen die Zeit, wenn jede Sekunde über Leben und Tod entscheidet.
Die Ziele der kardiopulmonalen Reanimation
Die kardiopulmonale Reanimation (Cardiopulmonary Resuscitation, CPR), auch bekannt als Herz-Lungen-Wiederbelebung, ist ein lebensrettendes Verfahren, das bei Atem- und Kreislaufstillstand angewendet wird. CPR besteht aus zwei Hauptkomponenten: Thoraxkompressionen, um den Blutfluss aufrechtzuerhalten, und künstliche Beatmung, um den Körper mit Sauerstoff zu versorgen.
Durch die Aufrechterhaltung eines Minimalkreislaufs mittels CPR wird sichergestellt, dass der Körper mit ausreichend Sauerstoff versorgt und lebenswichtige Organe wie Herz und Gehirn weiterhin durchblutet werden. Thoraxkompressionen sind dabei entscheidend, um die Zirkulation von sauerstoffreichem Blut zu ermöglichen, während die Beatmung bei der Reanimation den Körper mit neuem Sauerstoff versorgt sowie den Abtransport von Kohlendioxid gewährleistet. Diese künstliche Ventilation der Lunge ist unerlässlich, um irreversible Schäden zu verhindern.
Ziele der Beatmung bei der Reanimation
Die Wiederbelebung spielt eine entscheidende Rolle bei der Rettung von Leben. Die Beatmung während der Reanimation dient verschiedenen medizinischen Zwecken:
- Oxygenierung: Das primäre Ziel der Beatmung ist die Oxygenierung – die Versorgung des Körpers mit ausreichend Sauerstoff, um eine adäquate Durchblutung lebenswichtiger Organe wie Herz und Gehirn zu gewährleisten.
- Ventilation: Neben der Sauerstoffzufuhr dient die Beatmung auch der Ventilation, also dem Austausch von Sauerstoff und Kohlendioxid (Decarboxylierung). Dies ist entscheidend, um eine Ansammlung von Kohlendioxid (Hyperkapnie) zu vermeiden, die zu einer respiratorischen Azidose führen könnte.
- Unterstützung des Kreislaufs: Im besten Fall unterstützt die Beatmung den Kreislauf durch synchrone Beatmung zur Thoraxkompression.
Warum ist die Beatmung bei der Reanimation so wichtig?
Frühere Forschungen konzentrierten sich vorrangig auf Thoraxkompressionen („Chest Compression Only“), jedoch hat sich gezeigt, dass die Beatmung für eine effektive Reanimation unerlässlich ist. Eine Studie hat herausgefunden, dass eine Beatmung in mehr als 50 % der Kompressionspausen mit einer verbesserten Wiederherstellung des spontanen Kreislaufs (ROSC) sowie mit einer erhöhten Überlebensrate verbunden ist und mit verringerten neurologischen Schäden einhergeht.3
Da Herz und Gehirn sehr empfindlich auf einen Sauerstoffmangel reagieren, ist eine schnelle Beatmung mit der höchstmöglichen Sauerstoffkonzentration entscheidend, um lebensbedrohliche Schäden zu verhindern.4
Bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand kommt es zu einem abrupten Stopp der Sauerstoffzufuhr. Durch hohe Stoffwechselraten erschöpfen Herz und Gehirn ihre begrenzten Sauerstoff- und Energiereserven innerhalb von Minuten. Eine schnelle Beatmung bei der Reanimation ist daher essenziell, um irreversible Schäden zu vermeiden. Die inspiratorische Sauerstoffkonzentration sollte dabei so hoch wie möglich sein.
Die Studie „Bag-Valve-Mask Ventilation and Survival From Out-of-Hospital Cardiac Arrest: A Multicenter Study“ von Ahamed Idris et al.5 untersucht den Einfluss der Beatmung bei der Reanimation auf das Outcome der Betroffenen. Danach zeigen Personen, bei denen während der Kompressionspausen zuverlässig beatmet wurde, höhere Überlebensraten und weniger neurologische Schäden. Deshalb werden Thoraxkompressionen ohne Beatmung für professionelles Personal nicht empfohlen6 – ganz im Gegenteil: Sie sollen mit der Beatmung so früh wie möglich beginnen.7
Beatmung bei Reanimation – diese Möglichkeiten gibt es
Die Leitlinien zur kardiopulmonalen Reanimation leiten sich eher aus allgemeinen Empfehlungen zur künstlichen Beatmung ab. Daher gibt es auch keine konkreten Empfehlungen zur Wahl des Beatmungsmodus.
Die Wahl der Beatmungsmethode während einer Reanimation hängt im Wesentlichen davon ab, ob der Atemweg des Patienten oder der Patientin gesichert ist oder nicht. Im Falle eines ungesicherten Atemwegs stehen folgende Möglichkeiten zur Verfügung:
- Beutel-Masken-Beatmung: Eine manuelle Methode, bei der Sauerstoff durch Zusammendrücken eines Beatmungsbeutels über eine Maske direkt abgegeben wird.
- MEDUtrigger: Ein Auslöser, der manuell betätigt werden kann, um Beatmungshübe an einer Maske zu verursachen.
Nach erfolgter Atemwegssicherung ergeben sich weitere Optionen:
- Beutel-Tubus-Beatmung: Bei einer Intubation kann der Tubus mit einem Beutel verbunden werden, um eine manuelle Beatmung zu ermöglichen.
- Volumenkontrollierte Beatmung: Eine maschinelle Beatmungsmethode, bei der das Tidalvolumen vorgegeben wird.
- Druckkontrollierte Beatmung: Eine maschinelle Beatmungsmethode, bei der der Beatmungsdruck reguliert wird.
- Chest Compression Sychronized Ventilation: Ein druckkontrollierter Beatmungsmodus, der mit Thoraxkompressionen synchronisiert ist und Beatmungshübe auslöst.
Beutel-Masken-Beatmung
- Vorteile
- Schnelle Anwendung
- Geringes Gewicht
- Nachteile
- Kein konstantes Atemvolumen
- Keine konstante Atemfrequenz
- Möglichkeit von Druckspitzen
- Eingeschränkte Abdichtung
- Magenüberblähung möglich
- 2 Helfer:innen benötigt
- Behinderung des venösen Rückstroms durch asynchrone Beatmung
MEDUtrigger
- Vorteile
- Manuelle Beatmung mit einem konstanten Volumen
- Leitlinienkonforme, schnelle Durchführung von 2 Beatmungshüben hintereinander
- Drucklimit und Warnsignale
- Nachteile
- Maschinelles Beatmungsgerät am Einsatzort notwendig
- Patient nicht „spürbar“
Beutel-Tubus-Beatmung
- Vorteile
- Schnelle Anwendung
- Geringes Gewicht
- Nachteile
- Kein konstantes Atemvolumen
- Keine konstante Atemfrequenz
- 1 Helfer:in für die Beatmung benötigt
- Möglichkeit von Druckspitzen und Behinderung des venösen Rückstroms durch asynchrone Beatmung
Maschinelle volumenkontrollierte Beatmung
- Vorteile
- Präzise Einstellung des Atemvolumens und konstante Beatmungsfrequenz
- Keine zusätzlichen Helfer:innen für die Beatmung benötigt
- Nachteile
- Möglichkeit von Druckspitzen und Behinderung des venösen Rückstroms durch asynchrone Beatmung
Maschinelle druckkontrollierte Beatmung
- Vorteile
- Konstanter Beatmungsdruck und Beatmungsfrequenz
- Keine zusätzlichen Helfer:innen für die Beatmung benötigt
- Nachteile
- Möglichkeit der Behinderung des venösen Rückstroms durch asynchrone Beatmung
Chest Compression Synchronized Ventilation (CCSV)
- Vorteile
- Speziell für die Reanimation entwickelt
- Oxygenierung und alveolare Ventilation verbessert
- Unterstützung der Perfusion
- Keine zusätzlichen Helfer:innen für die Beatmung benötigt
- Nachteile
- Atemwegssicherung mittels Endotrachealtubus erforderlich
So unterstützt WEINMANN die Beatmung bei der Reanimation
WEINMANN verbessert die Effizienz der Beatmung während der Reanimation mit ungesichertem Atemweg durch den Einsatz des MEDUtriggers. Die Funktion ist bei den Geräten MEDUMAT EasyCPR, MEDUVENT Standard und MEDUMAT Standard² verfügbar.
Durch den MEDUtrigger können Anwender:innen flexibel einzelne Beatmungshübe auslösen. Bei längerem Drücken des Triggers werden zwei leitlinienkonforme Beatmungshübe aktiviert, deren Dauer maximal fünf Sekunden beträgt. Im Unterschied zur Beutel-Masken-Beatmung sind Anwender:innen nicht auf eine zweite Person angewiesen, um die Maske abzudichten. Sie können die Maske mit ihren Händen abdichten, während ein Beatmungsgerät die Beatmung übernimmt.
Nach Sicherung des Atemwegs bietet der CCSV-Modus von WEINMANN eine effektive Atemunterstützung. Dieser Modus führt synchron zu jeder Thoraxkompression einen kurzen Beatmungshub durch. Da er mit den Kompressionen synchronisiert ist, ergibt sich aus einer Thoraxkompression-Frequenz von z. B. 100/min eine entsprechende Beatmungsfrequenz. Der CCSV-Modus hat mehrere Vorteile:
- Verbesserte Hämodynamik: Die Reanimation mit CCSV zeigt im Vergleich zu anderen Beatmungsmodi eine verbesserte Oxygenierung, einen normalen venösen pH-Wert und einen signifikant höheren mittleren arteriellen Blutdruck, was auf eine verbesserte Hämodynamik hindeutet.
- Verbesserte alveolare Ventilation: CCSV kann eine Hyperkapnie verhindern und somit einer respiratorischen Azidose entgegenwirken.
- Verbesserte zerebrale Oxygenierung: CCSV trägt zur Steigerung der zerebralen Oxygenierung während der Reanimation bei.
- Präzisere Beatmung: CCSV arbeitet mit den voreingestellten Beatmungswerten, ohne den eingestellten Beatmungsdruck während der Reanimation zu überschreiten.
Auf diese Weise unterstützt der CCSV-Modus von WEINMANN eine zuverlässige Beatmung während der Reanimation.
1 https://www.grc-org.de/files/Contentpages/document/Leitlinienkompakt_26.04.2022.pdf
2 Neth MR, Benoit JL, Stolz U, McMullan J. Ventilation in Simulated Out-of-Hospital Cardiac Arrest Resuscitation Rarely Meets Guidelines. Prehosp Emerg Care. 2021 Sep-Oct;25(5):712-720. doi: 10.1080/10903127.2020.1822481. Epub 2020 Oct 6. PMID: 33021857.
3 Idris AH, Aramendi Ecenarro E, Leroux B, Jaureguibeitia X, Yang BY, Shaver S, Chang MP, Rea T, Kudenchuk P, Christenson J, Vaillancourt C, Callaway C, Salcido D, Carson J, Blackwood J, Wang HE. Bag-Valve-Mask Ventilation and Survival From Out-of-Hospital Cardiac Arrest: A Multicenter Study. Circulation. 2023 Dec 5;148(23):1847-1856. doi: 10.1161/CIRCULATIONAHA.123.065561. Epub 2023 Nov 12. PMID: 37952192.
4 Skrifvars MB, Olasveengen TM, Ristagno G. Oxygen and carbon dioxide targets during and after resuscitation of cardiac arrest patients. Intensive Care Med. 2019 Feb;45(2):284-286. doi: 10.1007/s00134-018-5456-6. Epub 2018 Nov 12. PMID: 30421258.
5 Idris AH, Aramendi Ecenarro E, Leroux B, Jaureguibeitia X, Yang BY, Shaver S, Chang MP, Rea T, Kudenchuk P, Christenson J, Vaillancourt C, Callaway C, Salcido D, Carson
6 Larsen R. Kardiopulmonale Reanimation. Anästhesie und Intensivmedizin für die Fachpflege. 2016 Jun 14:627–44. German. doi: 10.1007/978-3-662-50444-4_46. PMCID: PMC7531326.
7 Kardiopulmonale Reanimation bei Erwachsenen Von Shira A. Schlesinger , MD, MPH, Harbor-UCLA Medical Center