EKG im Rettungsdienst

Älterer Mann mit Sauerstoffmaske ist mit Kabel versehen

Das EKG kommt nicht nur bei der ambulanten und innerklinischen Diagnostik täglich zum Einsatz. In der notfallmedizinischen Versorgung kann ein EKG dazu beitragen, dass schwerwiegende Erkrankungen des Herzens rechtzeitig erkannt werden. Das kann Leben retten.

WEINMANN entwickelt seit über 45 Jahren zuverlässige und anwenderfreundliche Geräte für die Notfallmedizin. MEDUCORE Standard² ist ein kompakter Monitor und Defibrillator, der die Erstellung und Auswertung von 6- und 12-Kanal-EKG direkt am Notfallort optimiert.

Was ist ein EKG?

EKG ist die Abkürzung für Elektrokardiogramm. Das Elektrokardiogramm ist eine Darstellung von Herzströmen, genauer gesagt der elektrischen Aktivität der Herzmuskelfasern. Es wird auch als Herzstromkurve oder Herzspannungskurve bezeichnet.

Die Messung dieser Herzströme wird Elektrokardiographie genannt. Sie wird mit einem Elektrokardiographen (oder auch: EKG-Gerät) durchgeführt.

Hintergrund und Bedeutung

Die Kontraktionen des Herzens werden durch eine elektrische Erregung ausgelöst, die vom Sinusknoten ausgeht und sich über das Erregungsleitungssystem des Herzens zu allen Herzmuskelzellen ausbreitet. Diese elektrische Potentialänderung kann mithilfe von Elektroden auf der Haut gemessen und anschließend auf einer Zeitachse aufgezeichnet werden. Dabei entsteht bei einem unauffälligen EKG eine weitestgehend immer gleichförmig wiederkehrende Kurve.

Das EKG ist ein nicht-invasives Verfahren, das Schlussfolgerungen zu den Eigenschaften und zur Gesundheit des Herzens zulässt. Dazu gehören unter anderem Aussagen über:

  • Herzfrequenz
  • Herzrhythmus
  • Lagetyp
  • Elektrische Aktivität der Vorhöfe und Herzkammern

Dabei ist nicht außer Acht zu lassen, dass ein EKG die elektrische Aktivität des Herzmuskels wiedergibt, nicht aber die tatsächliche Auswurfleistung des Herzens anzeigt. Daher können unter Umständen ergänzende Untersuchungen wie etwa eine Echokardiographie nötig sein, um umfassende Aussagen über die Herzgesundheit zu treffen und Diagnosen zu stellen.

EKG-Ableitungen: Wie wird ein EKG erhoben?

Die bei der Erregungsleitung durch die Herzmuskelzellen entstehenden elektrischen Potentiale können auf unterschiedliche Weise gemessen werden. Die gemessenen Potentialänderungen werden als Ableitungen bezeichnet. Gemessen wird mithilfe von zwei mit dem EKG-Gerät verbundenen Ableitelektroden, die an zwei Punkten auf die Haut geklebt werden – die sogenannten Ableitungspunkte. Es werden 12 Standardableitungen unterschieden. Für die grundsätzliche Unterscheidung ist zum einen die Art der Polarität relevant, zum anderen die Körperstelle, an der die Elektroden angebracht sind.

Nach der Art der Polarität, also nach der Art, wie die Elektroden verschaltet sind, gibt es:

  1. Bipolare Ableitung: Bei der bipolaren Ableitung wird die Potentialänderung zwischen zwei gleichberechtigten Punkten auf der Körperoberfläche gemessen, etwa zwischen dem rechten und dem linken Arm.
  2. Unipolare Ableitung: Bei der unipolaren Ableitung wird die elektrische Spannung zwischen einer differenten und einer indifferenten Elektrode bzw. Bezugselektrode gemessen. Die Bezugselektrode als Nullpunkt wird durch Zusammenschaltung zweier Ableitungspunkte über einen Widerstand erzeugt.

Je nach Körperstelle, an der die Elektroden angebracht werden, wird wie folgt differenziert:

  1. Extremitätenableitung
  2. Brustwandableitung
  3. Sonstige Ableitungen

Bipolare Extremitätenableitung

Die bipolare Extremitätenableitung für ein EKG geht auf Einthoven zurück. Sie ermittelt elektrische Potentialänderungen in der Frontalebene.

Bei der bipolaren Extremitätenableitung nach Einthoven wird die Spannung mithilfe von 3 Elektroden gemessen, die an folgenden Stellen angebracht werden:

  • Rechter Arm (RA)
  • Linker Arm (LA)
  • Linker Fuß (LF)

Dabei werden 3 Ableitungen registriert:

  • Einthoven I: zwischen rechtem und linkem Arm (RA – LA)
  • Einthoven II: zwischen rechtem Arm und linkem Fuß (RA – LF)
  • Einthoven III: zwischen linkem Arm und linkem Fuß (LA – LF)

Unipolare Extremitätenableitung

Die unipolare Extremitätenableitung nach Goldberger erfasst ebenfalls elektrische Potentialänderungen in der Frontalebene. Die Positionen der 3 Elektroden sind die gleichen wie bei der bipolaren Extremitätenableitung nach Einthoven:

  • Rechter Arm (RA)
  • Linker Arm (LA)
  • Linker Fuß (LF)

Bei einer unipolaren Extremitätenableitung wird die Potentialänderung zwischen einer differenten Elektrode und zwei als indifferente Elektrode zusammengeschalteten Ableitungspunkten erfasst. Es werden 3 Ableitungen ermittelt:

  • aVL (augmented voltage left): LA – RA und LF
  • aVR (augmented voltage right): RA – LA und LF
  • aVF (augmented voltage foot): LF – LA und RA

Bipolare Brustwandableitung

Die bipolare Brustwandableitung nach Nehb erfasst elektrische Potentialänderungen der Herzhinterwand und wird auch als kleines Herzdreieck bezeichnet.

Bei der bipolaren Brustwandableitung werden die 3 Ableitungspunkte nach Einthoven auf die Brustwand in Herznähe verschoben:

  • Sternalansatz der zweiten rechten Rippe (Nst)
  • 5. ICR, linke Medioklavikularlinie (Nap)
  • 5. ICR, hintere linke Axillarlinie (Nax)

Es werden 3 Ableitungen erfasst:

  • Nehb A (anterior): zwischen Nst und Nap
  • Nehb I (inferior): zwischen Nax und Nap
  • Nehb D (dorsal): zwischen Nst und Nax

Unipolare Brustwandableitung

Die unipolare Brustwandableitung nach Wilson erfasst Potentialänderungen in der Horizontalebene. Bei der unipolaren Brustwandableitung werden routinemäßig 6 oder elektiv 9 Ableitungselektroden in Herznähe auf der Brustwand angebracht:

  • V1: 4. ICR, rechter Sternalrand
  • V2: 4. ICR, linker Sternalrand
  • V3: 5. Rippe links, zwischen V2 und V4
  • V4: 5. ICR, linke Medioklavikularlinie
  • V5: auf Höhe von V4, vordere Axillarlinie
  • V6: auf Höhe von V4, mittlere Axillarlinie
  • V7: auf Höhe von V4–V6, hintere Axillarlinie
  • V8: auf Höhe von V4–V6, Scapularlinie
  • V9: auf Höhe von V4–V6, Paravertebrallinie

Die Spannung der Ableitungen V1 bis V6 wird gegen die als indifferente Elektrode zusammengeschalteten Extremitätenelektroden nach Goldberger gemessen.

Die EKG-Kurve

Die EKG-Kurve besteht aus mehreren Abschnitten, die sich aus bestimmten Wellen und Intervallen zusammensetzen:

Die P-Welle auf dem EKG entsteht durch die Erregungsausbreitung in den Vorhöfen. Der QRS-Komplex spiegelt die Erregungsausbreitung in den Kammern wider. Die T-Welle entspricht der Erregungsrückbildung in den Herzkammern. Die anschließende U-Welle tritt inkonstant auf und kann verschiedene Ursachen haben. Das PQ-Intervall reicht vom Beginn der P-Welle bis zum Beginn der Q-Zacke. Es beschreibt den Übergang des elektrischen Impulses von den Vorhöfen auf die Herzkammern. Das QT-Intervall umfasst die gesamte intraventrikuläre Erregungsdauer. Es reicht vom Beginn der Q-Zacke bis zum Ende der T-Welle. Das Intervall der ST-Strecke stellt die Erholung des Herzmuskels dar. Die ST-Strecke beginnt mit der Nulllinie im EKG und endet mit der Repolarisation des Herzens.

Unregelmäßigkeiten im EKG

Bei der systematischen Auswertung des Kurvenverlaufs kann eine Vielzahl verschiedener Unregelmäßigkeiten auffallen, die Aufschluss über die Diagnose geben können. Nachfolgend sind nur einige Beispiele aufgelistet:

EKG-Befunde und ihre möglichen Interpretationen

Abflachung der T-Wellen

Hypokaliämie

Hohe und Spitze T-Wellen

Hyperkaliämie

Q-Zacken

Vorangegangener Myokardinfarkt

Hebung der ST-Strecke

Sauerstoffmangel, drohender Myokardinfarkt

Kleine QRS-Komplexe, Niedervoltage

Perikarderguss

Indikationen: Wann wird ein EKG durchgeführt?

Wichtige Indikationen für ein EKG sind unter anderem thorakale Beschwerden wie Thoraxschmerzen oder retrosternales Brennen. Auch bei Schwindel, Ohnmacht und unklarer Synkope ist das Schreiben eines EKGs indiziert. Ein EKG wird zur Diagnostik unterschiedlicher Erkrankungen herangezogen:

  • Herzrhythmusstörungen, beispielsweise Extrasystole, Vorhofflimmern oder Bradykardie
  • Störungen der Erregungsleitung und -ausbreitung, etwa Schenkelblock oder AV-Block
  • Koronare Herzkrankheit
  • Akuter oder zurückliegender Myokardinfarkt (STEMI, NSTEMI)
  • Lungenembolie
  • Myokardhypertrophie
  • Abnorme Rechts- und Linksbelastungen
  • Perikarditis
  • Myokarditis
  • Elektrolytstörungen
  • Unerwünschte Arzneimittelwirkungen

Diese Symptome und Erkrankungen treten in den meisten Fällen als Notfall auf.

EKG im Rettungsdienst mit MEDUCORE Standard² von WEINMANN

MEDUCORE Standard² von WEINMANN unterstützt Anwender:innen intuitiv und zuverlässig bei der Erstellung und Auswertung eines EKGs im Rahmen des Patientenmonitorings sowie bei der Durchführung einer Defibrillation. Als tragbares EKG-Gerät kommt MEDUCORE Standard² im Rettungsdienst, in der Klinik und im Sanitätsdienst von Armeen zum Einsatz.

Der kompakte Monitor/Defibrillator erstellt im Modus Basic Life Support (BLS) ein 6-Kanal-EKG, entweder mit bipolarer Extremitätenableitung nach Einthoven (I, II, III) oder mit unipolarer Extremitätenableitung nach Goldberger (aVR, aVL, aVF).

Für eine erweiterte EKG-Diagnostik kann im Modus Advanced Life Support (ALS) ein 12-Kanal-EKG durchgeführt werden. Der Advanced Life Support ermöglicht außerdem eine manuelle Defibrillation sowie eine Kardioversion.

Die Auswertung des EKGs kann ohne Verzögerungen direkt über das Display erfolgen und bei Bedarf per E-Mail versandt oder via Bluetooth®-Verbindung über einen mobilen Drucker ausgedruckt werden.

Das Display von MEDUCORE Standard² verfügt über einen Nachtmodus mit invertierten Farben, um auch bei völliger Dunkelheit Übersichtlichkeit und maximale Sicherheit zu gewährleisten. Dank der praktischen Replay-Ansicht können bei der Übergabe der Patientin bzw. des Patienten an die Klinik sämtliche aufgezeichneten EKG-Kurven und Messwerte auch noch rückwirkend nachvollzogen werden. Das professionelle Alarmsystem mit Warntönen, LED-Leuchten und einstellbarer Alarmgrenze informiert Anwender:innen rechtzeitig und eindeutig über veränderte Vitalparameter.

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