Wie ehrenamtliche Helden Leben retten und Gemeinschaft stärken
Was würdest du tun, wenn du in einem Notfall schnell handeln müsstest? Würdest du zögern oder sofort helfen? Diese Frage stellen sich viele Menschen täglich, und die Antwort kann Leben retten.
Viele unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter setzen sich aktiv ein – sei es im Sanitätsdienst, im Rettungsdienst oder in der Notfallseelsorge. Neben ihrem Beruf investieren sie Zeit und Energie, um anderen zu helfen. Bei einer Sache sind sich alle einig: Das Ehrenamt ist absolut bereichernd – in vielerlei Hinsicht. Darauf verzichten? Auf keinen Fall! Was das genau bedeutet, haben uns drei von ihnen erzählt.
Im Einsatz für die Gesellschaft
„Ich wollte etwas für die Gesellschaft tun. Etwas, das mich aus meiner Komfortzone bringt“, erzählt Barbara. Gesagt, getan: Seit 2015 engagiert sie sich neben ihrem Job als Risk and Quality Manager ehrenamtlich beim Deutschen Roten Kreuz (DRK). Regelmäßig übernimmt sie Sanitätsdienste bei Veranstaltungen und nimmt an notfallmedizinischen Weiterbildungen teil. Hin und wieder unterstützt sie ehrenamtlich auch den Rettungsdienst. „Besonders toll ist, dass ich alle möglichen Veranstaltungen sehen kann, auf die ich gerade Lust habe, und die ich privat nicht besuchen würde, wie Festivals und Konzerte“, findet Barbara. Bei solchen Events ist sie für kleinere Notfälle wie Verletzungen oder akute Erkrankungen zuständig. Erst für größere Notfälle ruft sie den Rettungsdienst zur Unterstützung. Eines ihrer Highlights ist der Sanitätsdienst auf dem Hamburger Dom, wenn sie zwischen Schmalzgebäck und bunten Lichtern als Ansprechpartnerin für akute Notfälle fungiert.
Aber Barbara hilft nicht nur im offiziellen Einsatz. „Die First Responder App 'Saving Lives' in Schleswig-Holstein macht einen großen Unterschied! Sie mobilisiert qualifizierte Ersthelfer:innen in der Nähe eines Notfalls, damit sie schnell lebensrettende Maßnahmen einleiten können“, berichtet sie. „Viele meiner Kolleginnen und Kollegen sind durch die App bereits ausgerückt und konnten bei einer Reanimation unterstützen. Ich kenne auch einige Fälle, in denen dadurch Leben gerettet werden konnte – das ist jedoch nicht die Regel. Dennoch kann es im Ernstfall den entscheidenden Unterschied machen.“
Ehrenamtliche Helfer:innen stärken den Rettungsdienst
Ehrenamtliches Engagement spielt eine zentrale Rolle in unserer Gesellschaft: Es stärkt den sozialen Zusammenhalt und rettet Leben. Besonders wichtig ist die enge Zusammenarbeit zwischen haupt- und ehrenamtlichen Kräften, die sich gegenseitig unterstützen. Ein Beispiel hierfür ist der erweiterte Rettungsdienst, der den regulären Rettungsdienst in bestimmten Schadenslagen, wie bei einem Massenanfall von Verletzten (MANV), entlastet. „Bei uns auf dem Land spielt der erweiterte Rettungsdienst aber nicht nur beim MANV eine wichtige Rolle. Wenn der Rettungsdienst ausgelastet ist, springen wir ein“, berichtet Nils.
Nils ist nicht nur Regulatory Affairs Manager bei WEINMANN, sondern auch als Führungs- und Leitungskraft im Katastrophenschutz des DRKs aktiv. Bis zu 15 Stunden pro Woche engagiert er sich neben seinem Vollzeitjob. Besonders schätzt er die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten und die engen Beziehungen zu seinen Kolleginnen und Kollegen, aus denen echte Freundschaften entstanden sind. Ein Highlight ist der Einsatz während der Karnevalszeit in Köln: „Wenn es wieder heißt ‚Kölle Alaaf‘, machen wir uns auf den Weg ins Rheinland. Die Karnevalszeit ist immer ein Highlight. Wir verbringen mehrere Tage zusammen, was unser Wir-Gefühl enorm stärkt“, erzählt Nils. Dieses Gemeinschaftsgefühl wird vor allem bei extremen Einsätzen deutlich: „Einmal mussten wir auf einem Festival eine junge Frau reanimieren. Das war ein absoluter Ausnahmezustand, bei dem sich gezeigt hat, wie gut wir als Team zusammenarbeiten.“
Psychosoziale Notfallversorgung
Einsätze wie diese sind keine Seltenheit und stellen eine enorme psychische Belastung dar. Besonders bei Großschadensereignissen oder Einsätzen mit Kindern können seelische Belastungen auftreten. In solchen Fällen unterstützt Oli, der neben seiner Tätigkeit als Head of Sales Central seit über 45 Jahren ehrenamtlich bei den Maltesern aktiv ist. Seit 15 Jahren hilft er zusätzlich als Notfallseelsorger und ist Teil des Teams der Psychosozialen Notfallversorgung für Einsatzkräfte (PSNV-E). „Als Rettungssanitäter weiß ich, wie belastend einige Einsätze sein können und wie lange sie einen beschäftigen können. Ich finde es wichtig, über solche Erlebnisse zu sprechen. Deshalb habe ich mich zur PSNV-Ausbildung entschlossen“, erklärt Oli.
Zu seinen Aufgaben gehört die Präventionsarbeit an Rettungsdienstschulen sowie Einzel- oder Gruppengespräche mit Einsatzkräften. „Es ist entscheidend, den Betroffenen in einem geschützten Raum zuzuhören und Verständnis zu zeigen“, betont er. Das Bewusstsein für psychosoziale Unterstützung ist in den letzten Jahren gestiegen. „Das PSNV-E-Team wird heute häufiger kontaktiert. Die Rettungskräfte wissen, an wen sie sich wenden können, und suchen oft selbstständig den Kontakt“, berichtet er. Doch manchmal geht das Team auch aktiv auf die Einsatzkräfte zu, wie zuletzt beim Attentat in Solingen: „Es waren viele junge ehrenamtliche Sanitätsleute vor Ort, so wie es bei einem normalen Stadtfest üblich ist. Auf einmal haben die Leute angefangen zu schreien, und blutende Menschen lagen auf dem Boden. Diese aus dem Nichts kommende Situation plus die Eigengefährdung hat die Helfer:innen verständlicherweise extrem belastet. Deswegen war wir sofort an Ort und Stelle.“
Dieses Ehrenamt aufgeben kommt für Oli nicht in Frage: „Ich merke jedes Mal, was ich mit meinem Ehrenamt bewirken kann und wie ich Menschen helfe. Dieses Gefühl, Menschen wirklich zu unterstützen – das ist unbezahlbar.“
Einsatzkräfte: Mehr Wertschätzung nötig
Damit ehrenamtliche Helfer:innen auch in Zukunft ihren unverzichtbaren Dienst leisten können, sind Veränderungen in Politik und Gesellschaft notwendig. Gewalt gegen Einsatzkräfte und mangelnder Respekt kommen immer wieder vor. Gründe, warum Menschen mit ihrem Ehrenamt aufhören. „Das darf nicht normal werden. Die Bevölkerung muss sensibilisiert werden, um zu verstehen, was es bedeutet, einen Rettungswagen zu rufen und welche Herausforderungen Rettungskräfte meistern. Wir müssen endlich anfangen, die Menschen für die Arbeit der Rettungskräfte zu sensibilisieren, damit sie die Wertschätzung erhalten, die sie verdienen“, sagt Oli.
Der Weg ins Ehrenamt: Deine Chance zu helfen
Denkst du darüber nach, dich ehrenamtlich zu engagieren? Zögere nicht – erkunde die Möglichkeiten und probiere es aus! Organisationen wie das DRK und die Malteser bieten zahlreiche Programme, die den Einstieg erleichtern. „Du brauchst keine Bedenken zu haben. Du lernst alles, was du für den Umgang mit medizinischen Notfällen wissen musst, und hast immer Unterstützung an deiner Seite“, erklärt Barbara. Auch der Zeitaufwand sollte dich nicht abschrecken: „Man kann viel Zeit ins Ehrenamt investieren, aber das muss nicht jeder. Zwei bis drei Einsätze im Monat sind genauso wertvoll“, ergänzt Nils.