Beatmung über einen Tubus

Mit der Intubation wird die Atemwegssicherung in Sekundenschnelle ermöglicht. Sie ist ein etabliertes Verfahren in der Notfall- und Intensivmedizin und rettet täglich das Leben von Patientinnen und Patienten.
Für die Beatmung mittels eines Tubus stehen verschiedene Tubusarten bereit – jede mit eigenen Vor- und Nachteilen. Hier erfahren Sie mehr über die vielfältigen Möglichkeiten und deren Einsatzszenarien.
Definition: Was versteht man unter der Beatmung über einen Tubus?
Die Beatmung über einen Tubus gilt als invasive Beatmung und unterscheidet sich von der nicht-invasiven Beatmung über eine Maske. Es ist eine Methode der künstlichen Beatmung, bei der ein Tubus zur Sicherung der Atemwege verwendet wird. Hierbei handelt es sich in der Regel um einen Trachealtubus, der in die Luftröhre (Trachea) eingeführt wird.
Alternativ können auch supra- bzw. extraglottische Hilfsmittel wie Larynxtubus oder Larynxmaske genutzt werden. Die Platzierung des Tubus erfolgt unter Narkose und wird als Intubation bezeichnet. Sofern absehbar ist, dass eine Patientin oder ein Patient länger als 10 bis 14 Tage beatmet werden muss, ist ein Luftröhrenschnitt (Tracheotomie) indiziert. Dabei wird chirurgisch ein direkter Zugang zur Trachea geschaffen.1
Anwendungsbereich
Die invasive Beatmung mittels Trachealtubus kommt bei Patientinnen und Patienten mit respiratorischer Insuffizienz, Herz-Kreislauf-Stillstand oder Verletzungen der Lunge und Luftröhre zum Einsatz. Auch bei schweren Gesichtsschwellungen oder -verletzungen, die eine Maskenbeatmung erschweren, ist die Intubation erforderlich.
In der Regel wird bei der Beatmung unter Vollnarkose eine Beatmung mit Tubus gewählt, da die Sedierung die Atemfunktion stark beeinträchtigt. Zusätzlich wird ein Tubus bei komatösen Patientinnen und Patienten angewendet.
Des Weiteren wird sie zur Sicherung der Atemwege vor Verlegung eingesetzt – etwa bei Bewusstlosigkeit. Ein Tubus während der Beatmung schützt außerdem vor Aspiration. Darüber hinaus ist die Intubation auch zur Absaugung von Bronchialsekret effektiv und unterstützt den Therapieerfolg.2
Vorteile der Beatmung über einen Endotrachealtubus
Die Beatmung mittels Trachealtubus bietet einige Vorteile. Sie ermöglicht eine zuverlässige Atemwegssicherung und wird als Gold-Standard für die Atemwegssicherung bezeichnet. Bei schwierigen Intubationsbedingungen bietet die Videolaryngoskopie zusätzliche Hilfestellung.
Durch die Verwendung von Tubussystemen mit aufblasbarer Manschette (Cuff) werden Betroffene vor Aspirationen geschützt. Außerdem ermöglicht die Abdichtung der Trachea über den Cuff die Applikation von höheren Beatmungsdrücken im Vergleich zu extra- bzw. supraglottischen Atemwegshilfsmitteln. Darüber hinaus kommt es dadurch zu geringeren Leckagen.
Welche Risiken birgt eine Beatmung über einen Tubus?
Als invasiver Eingriff birgt die Beatmung über einen Tubus auch Risiken. Sie erfordert viel Training und kann unter Umständen folgende Komplikationen verursachen:
- Zyanose, Tachykardie, Blutdruck- und O₂-Sättigungsabfall
- Beschädigung der Zähne
- Kieferluxation, Laryngospasmus und eingeschränkte Mundöffnung³
- Verletzungen im Kehlkopfbereich (Laryngotrauma)
- Perforation
- Schleimhautverletzungen und Blutungen⁴
- Aspiration
- Fehlintubation⁵
Fehlintubation und Kontrolle der Tubuslage
Eine potenziell lebensbedrohliche Komplikation bei der Beatmung über einen Tubus ist die Fehlintubation in die Speiseröhre (Ösophagus). Diese führt bei verspäteter Diagnose zu schwerwiegender Hypoxie, die irreversible Hirnschäden oder den Tod der Patientin oder des Patienten zur Folge haben kann. Untersuchungen zeigen, dass über 15 % der Herzstillstände während einer Intubation durch eine Intubation des Ösophagus verursacht werden.6
Wird eine Fehlintubation vermutet oder diagnostiziert, muss die Beatmung sofort abgebrochen werden, um eine Überblähung oder eine Ruptur des Magens zu vermeiden. Der Tubus sollte umgehend entfernt und nach einer überbrückenden Beatmung neu eingeführt werden.
Die Kontrolle der Tubuslage ist essenziell, um eine Fehlintubation frühzeitig zu erkennen und zu korrigieren. Zeichen einer Intubation in die Speiseröhre sind unter anderem:
- das Aufblähen des Magens während der Beatmung,
- gurgelnde Geräusche beim Abhorchen der Magenregion,
- zunehmende Zyanose und
- fehlende Ausatmung von CO₂⁶
Eine korrekte Lage des Tubus bei der Beatmung zeigt sich durch eine leichte, synchrone Hebung des Brustkorbs und gleichmäßige Atemgeräusche auf beiden Seiten. Die Beatmung sollte ohne großen Druckaufwand durchführbar sein. Ein einseitiger Atemzug deutet auf eine mögliche Fehllage des Tubus hin – etwa durch einen Vorschub in eine der Hauptbronchien. Nach Überprüfung der Tubuslage sollte das Ende des Tubus sorgfältig fixiert werden, um Verrutschen zu verhindern.4
Arten der Intubation
Je nach Art des Atemwegshilfsmittels wird die Intubation unterschiedlich durchgeführt.
Endotracheale Intubation
Bei der endotrachealen Intubation wird die Patientin oder der Patient zunächst für 3–5 Minuten mit reinem Sauerstoff präoxygeniert. Anschließend erfolgt die Überstreckung des Kopfes, um den Zugang durch Mund und Rachen zu erleichtern. Das Laryngoskop, ein Metallspatel mit integrierter Lichtquelle, wird eingesetzt, um die Zunge zu fixieren und den Kehlkopf freizulegen.
Danach wird der Tubus meist unter Narkose durch die Stimmritze in die Luftröhre geschoben und an ein Beatmungsgerät oder einen Beatmungsbeutel angeschlossen. Wenn der Cuff im oberen Tracheaanteil oder in der Tracheamitte liegt, wird er aufgeblasen. Auf diese Weise wird die Luftröhre abgedichtet.
Diese Form der Beatmung mittels eines Tubus ist ideal, wenn die Beatmungsdauer auf einige Tage begrenzt ist. Sie ist jedoch nicht geeignet für Situationen mit erschwerten Intubationsbedingungen.7
Applikation von Larynxtubus, Larynxmaske und i-gel
Larynxtubus, Larynxmaske und i-gel Larynxmaske sind eine Alternative zur Beatmung über einen Tubus und kommen bei schwierigen Intubationsverhältnissen zum Einsatz – zum Beispiel, wenn eine Überstreckung des Kopfes nicht möglich ist oder ein erster Versuch mit dem Trachealtubus gescheitert ist. Sie lassen sich meist blind und in wenigen Sekunden einführen.
Die Atemwegshilfen werden nicht durch den Kehlkopf, sondern nur bis zum Kehlkopfeingang eingeführt, indem sie entlang des harten Gaumens bis in den Bereich des Ösophaguseingangs (Hypopharynx) vorgeschoben werden. Nach der Platzierung werden bei Larynxmaske und -tubus die Cuffs aufgeblasen, um den Kehlkopfeingang abzudichten und die Speiseröhre zu blockieren.8
Eine Herausforderung dieser Airway-Devices ist die potenziell mangelnde Dichtigkeit, die zu Leckagen führen kann. Diese Leckagen könnten möglicherweise zu einer Magenüberblähung führen. Zudem besteht das Risiko einer Aspiration, wenn der Kehlkopfeingang nicht ausreichend abgedichtet ist.
Videolaryngoskopie
Die Videolaryngoskopie verbessert die Visualisierung der Atemwege während der Intubation. Im Gegensatz zur herkömmlichen Laryngoskopie ermöglicht sie eine indirekte Sicht auf den Kehlkopf durch ein Laryngoskop mit integrierter Kamera.
Das ist besonders vorteilhaft bei schwierigen Intubationsbedingungen wie eingeschränkter Mundöffnung oder anatomischen Anomalien, da sie eine klarere Sicht auf die Stimmbänder bietet. Die Erfolgsrate der Videolaryngoskopie liegt bei 85,1 % im Vergleich zu 70,8 % bei der direkten Laryngoskopie.9
Intubation über die Nase
Die nasotracheale Intubation bietet sich an, wenn die Beatmungsdauer voraussichtlich 5–7 Tage überschreiten wird. Dabei wird ein Tubus, der zuvor mit einem Gleitmittel versehen wurde, durch ein Nasenloch in den Rachen und mit einer Zange weiter bis in die Luftröhre geführt.
Fiberoptische Intubation
Die fiberoptische Intubation ist eine Technik, die bei schwierigen Intubationsverhältnissen angewendet wird. Sie kann oral und nasal durchgeführt werden, wobei die nasale Methode bei geplanter Intubation bevorzugt wird.
Nachdem ein betäubendes Nasenspray verabreicht wurde, führt die Ärztin oder der Arzt das Bronchoskop durch das Nasenloch. Sobald die Luftröhre erreicht ist, wird die Patientin oder der Patient narkotisiert und der Beatmungstubus entlang des Endoskops in die Luftröhre vorgeschoben. In Notfallsituationen wird diese Methode nicht empfohlen – insbesondere, wenn die Sicht behindert ist.
Weaning und Extubation
Nach einer klinischen Verbesserung wird die Patientin oder der Patient extubiert. Voraussetzung ist, dass Betroffene ausreichend vom Beatmungsgerät entwöhnt sind. Zu den Extubationskriterien zählen ein stabiler Gasaustausch, eine stabile Atemmechanik, vorhandene Spontanatmung sowie ein intakter Schluck- und Hustenreflex.
Vor der Extubation ist es wichtig, die Patientin oder den Patienten mental vorzubereiten und den Oberkörper auf mindestens 30° anzuheben. Eine bestehende Ernährung sollte 2 bis 4 Stunden zuvor pausiert werden, um das Aspirationsrisiko zu mindern. Auch das Absaugen von Sekreten aus der Magensonde und dem Rachenraum darf nicht vergessen werden.
Verwendung von WEINMANN-Beatmungsgeräten mit verschiedenen Atemwegshilfen
Die WEINMANN-Beatmungsgeräte MEDUMAT Standard² und MEDUVENT Standard sind sowohl in der invasiven als auch in der nicht-invasiven Beatmung einsetzbar und können mit einer Vielzahl von Atemwegshilfen kombiniert werden. Damit können medizinische Fachkräfte schnell und sicher auf die jeweiligen Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten reagieren, sei es bei der Beatmung über einen Tubus oder bei der Anwendung von Airway-Devices. Das macht die Geräte zu unverzichtbaren Werkzeugen in der Notfall- und Intensivmedizin.
Zum Beispiel ist der RSI-Modus im MEDUMAT Standard² speziell auf die Anforderungen einer Notfallnarkose und Intubation zugeschnitten. Für MEDUVENT Standard steht der MEDUtrigger zur Verfügung, der an der Maske befestigt und mit dem Beatmungsgerät über eine elektrische Leitung verbunden wird.
Beide Geräte bieten eine intuitive Bedienung, verschiedene Beatmungsmodi, umfassende Überwachungsfunktionen der Parameter und akustische sowie visuelle Warnsignale, die die Patientensicherheit maximieren. Damit sind MEDUMAT Standard² und MEDUVENT Standard ideal für den Einsatz in unterschiedlichsten Notfallsituationen.
1 Lang, Hartmut (2017): Außerklinische Beatmung. Edition Berlin Heidelberg: Springer Verlag, p. 72.
2 Larsen, R. & Mathes, A. (2023): Beatmung. 7th Edition Berlin Heidelberg: Springer Verlag, p. 131
3 Larsen, R. & Mathes, A. (2023): Beatmung. 7th Edition Berlin Heidelberg: Springer Verlag, p. 141
4 https://www.netdoktor.de/therapien/intubation/
5 Lang, H. (2020): Beatmung für Einsteiger. Theorie und Praxis für die Gesundheits- und Krankenpflege, 3rd Edition Berlin Heidelberg: Springer Verlag, p. 39.
6 Larsen, R. & Mathes, A. (2023): Beatmung. 7th Edition Berlin Heidelberg: Springer Verlag, p. 156.
7 Larsen, R. & Mathes, A. (2023): Beatmung. 7th Edition Berlin Heidelberg: Springer Verlag, p. 145ff.