Die Anfänge von WEINMANN: Vom Feinmechanikerbetrieb zum internationalen Medizintechnikunternehmen

17.06.24 Unternehmen

Dr. Joachim Griefahn und Marc Griefahn

1874 gründete Gottlieb Weinmann einen kleinen Feinmechanikerbetrieb in Ludwigshafen. Wohl kaum hätte er sich träumen lassen, dass sich dieser Betrieb 150 Jahre später zu einem internationalen Medizintechnikunternehmen entwickeln würde. 

Heute hat das Unternehmen sieben Standorte weltweit, über 150 Länder nutzen die Produkte, und mehr als 90.000 Beatmungsgeräte sind im Einsatz. Diese beeindruckende Reise ist geprägt von Innovation und der Mission Menschenleben zu retten. Dr. Joachim Griefahn, ehemaliger Geschäftsführer von WEINMANN, hat uns mit in die Vergangenheit genommen und sich an die Anfänge zurückerinnert.

WEINMANN nach dem Zweiten Weltkrieg

Bis 1956 Jahre war Gottlieb Weinmann GmbH ein Metallbaubetrieb mit Fokus auf der Fertigung feinmechanischer Armaturen. Doch plötzlich wurden die Drägerwerke auf das Unternehmen aufmerksam, kaufte die medizinische Sparte sowie die Marke und verlegte den Betrieb nach Hamburg. Am 1. Januar 1968 übernahm dann Karl Feldhahn die Leitung von WEINMANN und erkannte schnell das große Potenzial des Unternehmens. Doch bereits zwei Jahre später verstarb er, woraufhin seine Frau die Geschäftsführung übernahm und kurz darauf ihr Neffe Joachim Griefahn. Am Anfang lag der Fokus vor allem auf Sauerstoff- und Tauchgeräten, die die Bundeswehr benötigte, um Schrott aus den Häfen zu holen. Doch es dauerte nicht lange, bis Joachim Griefahn die Chancen der Notfallmedizin erkannte.

Die Chancen der Notfallmedizin

Mit der steigenden Zahl von Autounfällen in den 70er-Jahren wuchs die Nachfrage nach Notfallgeräten. Unter Griefahns Leitung entwickelte WEINMANN daraufhin einen innovativen Notfallkoffer. Die Inspiration kam ihm bei Karstadt: „Es muss doch möglich sein, eine leichte, platzsparende Variante zu entwickeln, um Notfallprodukte anders zu verstauen als in einer schweren Holzkiste. Als ich bei Karstadt einen Diplomatenkoffer entdeckte, wusste ich: Das ist es!“, erzählte Griefahn. Gesagt, getan – der umfunktionierte Koffer mit entsprechender Ausrüstung wog gerade mal 9 kg und fand ein paar Monate später beim Notfallkongress in Nürnberg sofort 25 Abnehmer.

Das erste Beatmungsgerät von WEINMANN

Joachim Griefahn im Jahr 1982
Joachim Griefahn verwendet den OXYMAT 1 (1982)

Joachim Griefahns Gespür für Kundenbedürfnisse zahlte sich weiterhin aus. Als ein norwegischer Kunde passende Beatmungsgeräte für Rettungswagen suchte, erinnerte sich Griefahn an einen Artikel über zeitgesteuerte Beatmungsgeräte in einem französischen Fachmagazin. „Das bekommen wir auch hin!“, war er sich sicher. Und er hatte recht: Der erste MEDUMAT entstand und wurde schnell zum Standard in Rettungswagen. Auch heute noch ist das Beatmungsgerät im Einsatz. „Ein Rettungssanitäter erzählte mir kurz nach der Einführung, dass sie vor dem MEDUMAT oft eine Stunde lang Patienten manuell beatmen mussten. Heute unvorstellbar“, so Griefahn. Als ein renommiertes Rettungsmagazin den MEDUMAT mit dem Pullmotor von Dräger verglich und WEINMANNs Gerät besser abschnitt, war der Erfolg im Rettungswesen gesichert. Es folgten tolle Kooperationen wie mit dem damaligen Chefarzt des Ulmer Bundeswehrkrankenhauses Friedrich Wilhelm Ahnefeld und dem Notfallmediziner Bodo Gorgaß. Aus dieser Zusammenarbeit entstand 1977 der ULMER KOFFER, der auch heute noch bei vielen Organisationen im Einsatz ist.

Die 80er-Jahre: Erfolge und Herausforderungen

Die 1980er-Jahre waren geprägt von großen Erfolgen und Herausforderungen. Großaufträge des Militärs führten Anfang der 80er-Jahre zu einem Umsatzsprung von 70 %, was den Ausbau des Bürogebäudes ermöglichte. Gleichzeitig wurden mehrere Studien veröffentlicht, die zeigten, dass COPD-Patienten mit regelmäßiger Sauerstoffzufuhr länger leben. Griefahn bekam die Lizenz eines amerikanischen Dosiergerätes (Oxytron) und bot Betroffenen damit eine gute Alternative zu den schweren Sauerstoffkonzentratoren. Doch Ende der 80er-Jahre stellte ein neues Krankenhausfinanzierungsgesetz (KHG) das Unternehmen vor eine Herausforderung: „Es war wie verhext. Ärzte kauften Monate keine Notfallkoffer mehr. Und von einem Moment auf den anderen war wieder alles normal und die Umsatzahlen stiegen wieder an“, erinnert sich Griefahn.

Neue Märkte und Innovationen

Anzeige Ulmer Koffer
So wurde der ULMER Koffer in den 1980er Jahren beworben.

Ende der 80er-Jahre folgte ein weiterer Erfolg für das Unternehmen. Eine Gruppe aus Marburg schrieb einen Brief mit der Bitte, dass WEINMANN ein Schlafapnoe-Therapiegerät entwickeln soll. Diesen Kundenwunsch kam das Unternehmen nach und führte mit Somnotron ein Therapiegerät für das Schlafapnoe-Syndrom sowie eine Nasal-Maske für die Schlaftherapie ein. 

Ein weiterer Aufschwung folgte dann nach der Wiedervereinigung Deutschlands, als WEINMANN in Ostdeutschland stark expandierte. Bei einem Kongress in Brandenburg 1990 zeigte sich, dass ostdeutsche Notärzte dringend neue Ausrüstung benötigten. Griefahn lud die Ärzte nach Hamburg ein und konnte sie schnell von den WEINMANN-Produkten überzeugen. Bis 1994 waren 95 % der Rettungswagen in Ostdeutschland mit WEINMANN-Geräten ausgestattet. Die nächste Herausforderung stand da bereits vor der Tür: „Neue Vorschriften für Druckminderer machten es unseren Ingenieuren schwer, diese so zu konzeptionieren, dass sie passen. Wir hatten Sorge, dass wir nicht liefern können“, erinnert sich Griefahn zurück. Doch WEINMANN überwand auch diese Hürde.

Blick in die Zukunft

2003 endete für Joachim Griefahn seine Zeit bei WEINMANN. Er übergab das Geschäft seinem Sohn Marc Griefahn, um „frischen Wind“ in das Unternehmen zu bringen und die Internationalisierung in den Fokus zu rücken. Doch bis dahin prägte er die Geschichte WEINMANNs mit innovativen Ideen und seinem Engagement, das Leben der Menschen zu verbessern. 

Was als kleiner Feinmechanikerbetrieb begann, ist heute ein führendes Medizintechnikunternehmen. WEINMANN ist eine Gemeinschaft, die durch Zusammenhalt und Innovation immer wieder neue Maßstäbe setzt. „Aus ein paar Jahren ist das Leben geworden,“ sagt er über seine Zeit bei WEINMANN. Dieser Satz fasst die Geschichte des Unternehmens perfekt zusammen – stets in Bewegung, aber immer den Wurzeln treu. „Ich bin mir sicher, WEINMANN bleibt innovativ und zukunftsorientiert. Der starke Zusammenhalt wird das Unternehmen weiterhin auszeichnen,“ so Griefahn abschließend.

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