In der Stadt, an der Kreuzung, am Arbeitsplatz – medizinische Notfälle in der Öffentlichkeit passieren täglich. So auch der Herz-Kreislauf-Stillstand. Gerade noch einen Kaffee getrunken, kurz auf die Uhr geguckt, schnell noch eine E-Mail versendet und im nächsten Moment hört das Herz auf zu schlagen. Die Atmung setzt aus. Und das innerhalb weniger Sekunden.
Kammerflimmern ist lebensgefährlich
50.000 Menschen in Deutschland sind jährlich vom Herz-Kreislauf-Stillstand betroffen. 45.000 der Betroffenen sterben. Der Herz-Kreislauf-Stillstand ist ein lebensgefährlicher, zeitkritischer Notfall und einer der Haupttodesursachen weltweit. Die Ursache ist in den meisten Fällen Kammerflimmern, üblicherweise ausgelöst durch einen Herzinfarkt. Doch es gibt auch andere Auslöser wie zum Beispiel Vergiftungen, eine akute Lungenembolie und ein Schock durch massiven Blutverlust. Wenn es zu Kammerflimmern kommt, ist der natürliche Herzrhythmus gestört, da das Herz unkontrolliert und viel zu schnell schlägt. Dadurch können die Herzkammern kein Blut mehr in den Kreislauf pumpen. Die Betroffenen werden plötzlich bewusstlos, sie hören auf zu atmen, die Pupillen sind reaktionslos und die Haut verfärbt sich blass-grau.
Jeder kann Leben retten
Jetzt zählt jede Sekunde. Die betroffene Person muss so schnell wie möglich Hilfe bekommen, da die Organe keinen lebensnotwendigen Sauerstoff mehr erhalten. Während in den eigenen vier Wänden die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass die betroffene Person alleine ist, sind in der Öffentlichkeit meistens andere Menschen in der Nähe. Bekommen diese so einen Notfall mit, rufen sie den Rettungsdienst und warten bis er da ist. Doch darauf zu warten bis professionelle Hilfe am Notfallort eingetroffen ist, reicht bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand nicht aus: Gehirn und Herz können dann bereits stark geschädigt sein und die Überlebenschancen sinken von Minute zu Minute. Beginnt jedoch einer der Umstehenden unverzüglich mit Wiederbelebungsmaßnahmen, können sich die Überlebenschancen der Patient*innen verdoppeln bis verdreifachen. Leider scheuen sich im Ernstfall immer noch viel zu viele Menschen davor eine Reanimation durchzuführen. Die Angst Fehler zu machen und die betroffene Person zu verletzen ist zu groß. Aber Angst vor Wiederbelebungsmaßnahmen haben im Ernstfall keinen Platz – und sind auch völlig unberechtigt. Denn es reichen bereits wenig Schritte aus, um einem Menschen das Leben zu retten:
- Prüfen: Spreche die Person an. Erfolgt keine Reaktion, lege die Person auf den Rücken und überstrecke den Kopf des Patienten. Sehe, höre und fühle nach der Atmung, jedoch nicht länger als zehn Sekunden.
- Rufen: Wähle den Notruf (in Deutschland 112). Aktiviere, wenn möglich, den Lautsprecher des Telefons, um die Anweisung der Leistelle zu befolgen.
- Drücken: Führe die Herzdruckmassage und Beatmung (30x Drücken, 2x Beatmen) durch bis der Rettungsdienst eintrifft.
Herzdruckmassage und Beatmung einfach erklärt
Solange der Rettungsdienst noch nicht da ist, kommt es ganz allein auf die Ersthelfer*innen an. Im besten Fall ist ein AED (Automatisierter Externer Defibrillator) in der Nähe und kann von einem der Helfer*innen geholt werden. Wenn du alleine bist, verlasse bitte nicht die betroffene Person, sondern starte mit der Herzdruckmassage. Du hast keine Ahnung, was zu tun ist? Um für den Fall der Fälle gewappnet zu sein, helfen dir folgende fünf Schritte*:
- Knie dich neben die betroffene Person.
- Lege den Ballen einer Hand auf die Mitte des Brustkorbs, lege den Ballen der anderen Hand auf die erste Hand und verschränke die Finger. Halte die Arme gerade.
- Bringe die Schultern senkrecht über den Brustkorb und drücke den Brustkorb für mindestens fünf, jedoch nicht mehr als sechs Zentimeter herunter.
- Entlaste nach jeder Kompression den Brustkorb ohne die Hände vom Brustkorb zu nehmen.
- Führe nach 30 Kompressionen zwei Atemspenden durch. Wenn du dich nicht im Stande siehst eine Beatmung durchzuführen, führe die Kompressionen in einer Frequenz von 100-120/min durch. Zur Atemspende öffne den Mund des Patienten, lege die Lippen fest um den Mund des Patienten und blase gleichmäßig in den Mund. Wiederhole dies ein weiteres Mal. Die Atemspenden sollten nicht mehr als zehn Sekunden dauern.
Wiederhole die Schritte bis der Rettungsdienst eintrifft und übernehmen kann. Wenn ein AED verfügbar ist, befolge die Anweisungen des Gerätes. Dieses Gerät wurde extra für Personen entwickelt, die keine medizinische Ausbildung haben. Mithilfe von Sprachanweisungen führt der Defibrillator dann durch die Reanimation und hilft das lebensbedrohliche Kammerflimmern zu beenden. Über Elektroden auf der Brust der betroffenen Person gibt der Defibrillator Stromstöße ab und kann so den natürlichen Herzrhythmus wiederherstellen. Bitte habe keine Angst etwas falsch zu machen. Alles ist besser, als gar nichts zu tun! Einen plötzlichen Herz-Kreislauf-Stillstand kann jeder erleiden. Überall und zu jeder Zeit. Und genauso kann jeder helfen, dass Menschen daran nicht sterben, sondern dass sie überleben.
*Für Säuglinge und Kinder gelten andere Herz-Lungen-Wiederbelebungsmaßnahmen